Verletzung der Persönlichkeitsrechte: Bürgerrechts-Organisationen wollen britische Regierung zum Einstellen von Gesichtserkennung zwingen

Seit 2017 setzt die Polizei South Wales Gesichtserkennung bei öffentlichen Veranstaltungen ein. Mehr oder weniger erfolgreich. Diese Methodik stößt aber auf heftige Kritik und nun auch auf aktiven Widerstand: Gleich zwei britische Organisationen wollen gegen die Gesichtserkennung klagen, da sie „unrechtmäßig“ sei. Es gäbe keine adäquate Regulation der biometrischen Überwachungssysteme und außerdem werden die Persönlichkeitsrechte verletzt. Der Einsatz der Software solle sofort gestoppt werden, so Liberty und Big Brother Watch.

Gesichtserkennung führt zu Protesten
Gesichtserkennung führt zu Protesten

Stein des Anstoßes: Bürger ohne Einverständnis & Erklärung bei Demo gefilmt

Die Bürgerrechtsorganisation Liberty hat sich der Sache eines Einwohners von Cardiff angenommen. Ed Bridges wurde bei einer Kundgebung gegen Waffen gefilmt, womit seine Privatsphäre beeinträchtigt wurde, wie er sagt. Weder wusste er, dass er überwacht wird, wie das Ganze funktioniert und vor allem hatte er keinerlei Möglichkeit, der Vorgehensweise zu widersprechen. Immerhin geht es ja um seine Daten und seine Rechte.

Champions-League-Finale in Cardiff: 2.200 “falsche” Verdächtige identifiziert

Cardiff hat in Bezug auf die Gesichtserkennung eine besondere Geschichte. Dort fand 2017 das Fußball Champions-League Finale statt. Anlässlich dieser Veranstaltung griff die South Wales Police erstmals auf die Gesichtserkennungs-Technologie zurück. Ziel war damals, Kriminelle und Hooligans auszumachen. Im Vordergrund stand also der Schutz-Gedanke, was an sich ja löblich ist. Allerdings gab der Erfolg dem System damals nicht unbedingt recht: 2.200 (!) Gäste beim Finale wurden als Verdächtige identifiziert. Ganz schön viele? Ja, es handelte sich tatsächlich aber um 2.200 Falschbeschuldigungen … Die Polizei (und auch die britische Regierung) war anscheinend trotzdem so begeistert von dieser Überwachungsmethode, dass sie diese immer öfter einsetzt – wie eben im Falle Ed Bridges beispielsweise bei einer Demonstration per Observationswagen mit Kameras. Seit dem Fußballspiel im Mai 2017 wurde das Gesichtserkennungssystem zumindest 20 Mal auf öffentlichen Plätzen verwendet.

Für Klagen gegen die Regierung wird bereits per Crowdfunding gesammelt

Die zweite Organisation, Big Brother Watch, schlägt in die gleiche Kerbe. Sie hat sich allerdings als Verbündete eine Politikerin ausgesucht. Jenny Jones (Green Party) forderte in einem offenen Schreiben an die Leiterin der Metropolitan Police Force, Cressida Dick und Home Secretary Sajid Javid die Einstellung der „gefährlichen autoritären“ Technologie. Egal ob Big Brother Watch oder Liberty: Beiden Organisationen ist es ernst mit ihrer Kritik. Sie erwarten sich Antworten von Seiten der Verantwortlichen bzw. besser gesagt entsprechende Taten. Sollte sich an dieser Front nichts tun, sind sie bereit, Klage zu erheben. Nachdem Rechtsstreits aber (meist viel) Geld kosten, wird bereits per Crowdfunding Geld dafür gesammelt. Man will ja schließlich optimal gerüstet sein.

Die britische Regierung sieht die Gesichtserkennung ganz im Gegenteil als absolut in Ordnung, diese würde die Privatsphäre der Bürger nicht beeinträchtigen und sei eine sehr gute Unterstützung bei der Verbrechensbekämpfung. Zu Sicherung der Privatsphäre ist noch diesen Monat die Präsentation einer Biometrie-Strategie vorgesehen, aber auch die Einführung strengerer Regeln sowie eines Aufsichtsorgans werden gerade überlegt. Ob sich Liberty und Big Brother Watch damit zufriedengeben? Man wird sehen!

Quelle: futurezone.at


Mit der Auswertung von Webcam Bildern haben die britischen Behörden bereits 2012 für Furore gesorgt.

Damals wurden durch die Sicherheitsdienste Millionen von online gespeicherten Webcam Bildern von Yahoo verwendet um eine landesweite Bilddatenbank zu erstellen. London und Großbritannien ist mittlerweile der am meisten durch Videoüberwachung gefilmte Ort der Welt. Dabei werden auch vor der Nutzung von Webcambildern möglichst aller Nutzer mit entsprechenden technischen Geräten (Smartphones, Laptops etc) nicht zurückgeschreckt.

https://vpntester.org/blog/tipp-ueberwachung-spionage-durch-webcams/

Links dazu: TheGuardian, TheIntercept

Das naive Kommentar (Markus):

Die gängige Praxis, die Webcams normaler Bürger zu verwenden um diese über automatisierte Datenbanken auch auf öffentlichen Strassen erkennen zu können hat sich aber mittlerweile weltweit stark gesteigert. Experten rechnen damit, dass mehr als 20% aller Internetnutzer weltweit bereits Opfer von entsprechenden Überwachungs und Spionagemassnahmen geworden sind. Natürlich ganz im Zeichen der Kriminalitätsbekämpfung. Allerdings zeigen Fälle wie der chemische Angriff in Salisburry im Frühjahr 2018, dass immer dann wenn es politisch nicht opportun ist einen Täter zu finden, dass diese Überwachung aller Bürger fehl schlägt. Wie kann das sein, in einem Land das jeden Zentimeter öffentlicher Strassen per Kamera überwacht und dazu noch die eigenen Geräte von Millionen von Nutzern missbraucht um die gewonnen Informationen auch laufend mit den möglichen Tätern (Das sin alle) zu überprüfen? Darum kann eine Totalüberwachung und ein demokratiefeindliches Vorgehen der Staatsapaarate eigentlich nur zu noch größeren Problemen für uns führen in der Zukunft.

 


Erstellt am: 1. Juli 2018

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