US-Medien in der EU online lesen nach der DSGVO? Fehlanzeige!

Seit letzten Freitag ist die DSGVO in Kraft – und soll uns besser schützen, indem (neben vielen weiteren restriktiven Bestimmungen) nicht zweckgebundene personenbezogene Daten gelöscht werden müssen. Das passt einigen US-Medien allerdings gar nicht. Was tun? Ganz einfach: Die Europäer schnell mal aussperren. Soll heißen: Du kannst momentan Zeitungen wie die „Los Angeles Times“ oder die „Chicago Tribune“ zumindest online nicht mehr lesen. Zugriff verweigert, frühzeitiges Ende des Lesespaßes. Und das soll fair sein?

Komplettverweigerer: absolut Null Zugriff für Europäer

Du kannst das kaum glauben? Einfach Selbsttest machen, www.latimes.com/ in deinen Browser tippen – und off you go. Allerdings ins Niemandsland. Wie schreibt die Zeitung so schön in der kleinen Ankündigung, die als einziger Inhalt auf der Seite zu sehen ist: „Leider sind wir momentan in den meisten europäischen Ländern nicht erreichbar. […] Man sei aber auf der Suchen nach „technischen Compliance-Lösungen“ damit auch du und ich als Europäer wieder den „preisgekrönten Journalismus“ der Zeitung nutzen können. Pech gehabt also. Ebenfalls überhaupt keine Chance mehr hast du beim „San Diego Union-Tribune“, der „Baltimore Sun“, der „Chicago Tribune“ und der „New York Daily News“ (und wer weiß wo noch …).

Geschäftemacher: Extra-Kosten für „EU-Abos“

Die Komplettverweigerer sind die eine Sache. Dann gibt es da auch noch die findigen US-Medien, die sich dachten: Warum nicht die DSGVO als kleine Geldmaschine nutzen und die Europäer zahlen lassen? Um den EU-Richtlinien zu entsprechen bietet die beispielsweise die Washington Post ein eigenes EU-Abo an, das gleich mal 50 % mehr als des „Basisabonnement“ kostet. Das findest du frech? Wenn du nicht bereit bist, dieses Abo zu bezahlen, kannst du zwar eine kostenlose Version nutzen – aber nur einige Artikel im Monat. Außerdem musst du Ja zu den Datenschutzbestimmungen der Zeitung sagen. In dieselbe Kerbe schlägt die „Time“, auch hier musst du dem Datentransfer in die USA bzw. deren Datenverarbeitung zustimmen. Aber immerhin wirst du nicht ausgesperrt. Time.com

Reduzierer: wesentlich kleineres Angebot

Diese beiden Gruppen sind aber noch nicht alles. Es gibt auch noch Truppe Nr. 3, die aber eigentlich nur aus „USA Today“ besteht. Das Online-Magazin hat flugs eine Unterseite für Europäer eingerichtet, die keine personenbezogenen Daten sammelt: Die Krux an der Geschichte – du hast dort keinen Zugriff mehr auf das „echte“ inhaltliche Angebot, sondern nur auf eine stark verkleinerte Version à la Nachrichtenticker.

Aufgesplittetes Internet, je nachdem, wo man ist?

Diese knallharte und wenig leserfreundliche Reaktion der US-Medien auf die DSGVO stößt natürlich auf viel Kritik. Die Chefin des EU-Datenschutzausschusses Andrea Jelinek sagte beispielsweise der New York Times: „Die neue Verordnung ist nicht einfach vom Himmel gefallen. Es hat genug Zeit gegeben, sich darauf vorzubereiten.“ Wo sie recht hat, hat sie recht. Der Guardian zitiert Experten mit der Befürchtung, dass sich das Internet auf der ganzen Welt in verschiedene Teile aufsplitten könnte. Teilweise ist das ja schon passiert, wenn du an die ganzen Zensurmaßnahmen in China, Russland etc. denkst. So weit kommt es hoffentlich nicht. Und die US-Medien kommen hoffentlich ebenfalls zur Vernunft. Und falls nicht, weißt du auch, was du zu tun hast: Ganz einfach mit einem guten VPN-Service verschleiern, woher du kommst – und weiterhin lesen, was DU willst!

Quelle: FAZ, Standard Online


Erstellt am: 31. Mai 2018

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