Überwachungsstaat China: Wer Mitmenschen bespitzelt & Webseiten mit „illegalen“ Inhalten meldet, wird belohnt

China ist ja bekannt dafür, dass Privatsphäre nicht eben hoch im Kurs steht. Ein neues befremdliches Beispiel der massiven Überwachungskultur ist die staatliche Aufforderung, verbotene pornografische sowie regierungskritische Inhalte auf Webseiten zu melden. Für diese Überwachung der besonderen Art erhalten die Spitzel gar bis zu 76.000 Euro – damit hat die Regierung die bisherige Belohnung fürs Ausspionieren verdoppelt!

In China ist bekanntlich alles Mögliche nicht erlaubt. Viele für uns selbstverständliche Webseiten wie Google oder Facebook sind dort verboten und einfach gesperrt. Einzig über VPN haben chinesische User die Chance, sich grenzenloses Internet zu sichern. Neben diversen anderen Dingen ist auch Pornografie in China verboten. Dieses Verbot betrifft nunmehr seit 15 Jahren auch chinesische Webseiten.

Strenge Kontrollen, harte Strafen

China: Bespitzeln wird belohnt!
China: Bespitzeln wird belohnt!

Wie in China üblich, bestehen Verbote hier nicht nur auf dem Papier. Sie werden streng kontrolliert und Verstöße entsprechend hart geahndet. So wurde beispielsweise eine Autorin erotischer Storys zu unglaublichen 10,5 Jahren Gefängnis verurteilt! Es geht also nicht nur um klassische Pornomagazine & Co, sondern im weitesten Sinne sogar um die künstlerische Freiheit, die mit dem Verbot eingeschränkt wird.

Für Porno-GIFs hinter Gitter

7 Jahre Gefängnis fasste auch der 27-jährige Gründer der Video-App Hot TV aus, da er 1.579 „illegale“ Videos auf seiner Plattform anbot. 28 davon pornografischer Art. Und sogar das Teilen expliziter GIFs und Videos in privaten Online-Gruppen birgt in China ein hohes Risiko: Der Gruppenadministrator von WeChat musste für 6 Monate hinter Gitter, weil er derartigen Content erlaubt hatte. Und diese Strafe wurde noch als mild angesehen.

Regierungskritik? Verboten!

Pornografie ist die eine – aber nicht die einzige Sache, welche China eliminieren möchte. Auch Inhalte, die kritisch gegenüber der Regierung sind, können gemeldet werden. Hier können Spitzel bis zu ca. 6.300 Euro verdienen. Sie müssen einfach nur Online-, aber auch Offline-Content melden, welche die „ideologische oder kulturelle Sicherheit oder die physische und geistige Gesundheit von Minderjährigen“ gefährden. Weit gefasst, würden wir mal sagen.

Damit die chinesische Regierung den „Missetätern“ auf die Spur kommt, zählt sie auf die rechtschaffenden Bürger und deren Geschäftstüchtigkeit: Das zuständige „Nationale Büro gegen Pornografie und illegale Veröffentlichungen“ hat die Belohnung für Meldungen illegaler Inhalte auf ca. 76.000 Euro verdoppelt. Ab 1. Dezember geht das Kopfgeld-Jagen offiziell los. Staatliche Medien berichten, dass bereits bisher Zehntausende illegale Webseiten vom Nationalen Büro offline genommen werden konnten. Die Contentmacher befinden sich dabei natürlich in der größten Gefahr.

Hetzjagd der Bürger auf ihre Nachbarn

In China ist eine regelrechte Hetzjagd entstanden. Verschiedenste Städte machen bereits für die neue Kampagne mobil: „People’s Daily“ berichtet von Gemeindemitgliedern in Chengdu, die 90 % des Tages damit verbringen, ihre Nachbarn auszuspionieren. Die „Chaoyang Masses” in Peking zählen 140.000 Mitglieder und haben sogar eine eigene App, um das Bespitzeln zu erleichtern.

Arbeiten? Ich gehe lieber auf Porno-Jagd

Viele Chinesen finden die Kampagne gegen illegale Inhalte also augenscheinlich toll. Aber gottseidank gibt es auch kritische Stimmen: In den sozialen Medien geht es heiß her. Manch einer meint zynisch, dass er seine Arbeit nun ja aufgeben kann und stattdessen auf Pornojagd geht. Andere wiederum wundern sich über eine Regierung, die mehr Zeit in die Bespitzelung Erwachsener steckt als in die „echte“ Verbrecherjagd. Dem kann man sich eigentlich nur anschließen – findest du nicht auch?

Quelle: Tech in Asia, Standard Online; Foto: crello


Erstellt am: 1. Dezember 2018

Artikel aus der gleichen Kategorie:

 
Legal Disclaimer VPNTESTER

Schreibe einen Kommentar