Überwachung im Kinderzimmer: Wenn Einhorn, Puppe & Co zu Spionen mutieren

So süß sie auch aussehen mögen und wie sehr sie unsere Kinder verzücken: Spielsachen sind bei Weitem nicht mehr so harmlos wie sie einmal waren. Denn sobald die vermeintlich liebenswerten Spielgefährten mit dem Internet verbunden sind, können sie zu Spionen mutieren. Und tatsächlich gibt es am Markt einige Produkte, bei denen Forscher gravierende Sicherheitslücken festgestellt haben. So kann es dann auch passieren, dass Einbrecher aus der Ferne ihre Chancen prüfen oder die Kinder übers Plüschtier manipuliert werden. Also: Achtung, was du deinem Nachwuchs ins Kinderzimmer setzt! Wir haben einige Beispiele von Spielzeug für dich gesammelt, die ein absolutes No-Go sein sollten.

„Chucky die Mörderpuppe“ reloaded

So pink, so weich, so niedlich – so gefährlich: Ganz oben auf der Watchlist von Konsumentenschützern steht das Einhorn (oder auch die Katze oder der Hund) mit Namen „CloudPets“ von Spiral Toy. Das Plüschtier ist vernetzt, Eltern können Nachrichten für die Kinder aufnehmen, die bei Pfotendruck abgespielt werden können. Umgekehrt können auch die Kinder etwas aufnehmen und verschicken. Das klingt zunächst nach einem großen Spaß für die Kids und kommt entsprechend gut an. Aber natürlich sind bei einer solchen Sache die Manipulationsmöglichkeiten nicht weit. Tatsächlich haben Forscher es geschafft, externe Nachrichten aufzunehmen und via die ungeschützte Bluetooth-Verbindung des Einhorns direkt an das Kind senden können. Man könnte den Kids also übers Lieblings-Kuscheltier spezielle Botschaften einimpfen … Gruselig, oder? Uns fällt da ganz spontan „Chucky die Mörderpuppe“ aus dem Horrorklassiker ein. Das Schlimmste daran ist, dass es sich bei dieser Manipulationsmöglichkeit nicht um ein Geheimnis handelt – es gibt im Internet diverse Anleitungen dafür.

„Cayla“ in Deutschland verboten, sie muss zerstört werden!

Die betroffene Firma selbst gibt sich nonchalant. Nicht nur, dass sie nichts dagegen unternimmt. Zusätzlich hat Spiral Toy 2017 2,2 Mio. private Aufnahmen von Eltern für ihre Kinder „verloren“. Diese sind natürlich wiederaufgetaucht – im Internet … Meinst du, dass die Betroffenen informiert worden wären? Denkste! Kein Wunder, dass derartige Spielzeuge im Visier von Konsumentenschützern stehen. „Stiftung Warentest“ beispielsweise stellt ihnen ein vernichtendes Zeugnis aus, da die lieben Tierchen Kinder durch Fremde überwachen lassen. Beispiele gibt es neben den CloudPets genug: Der Teddybär, der Sprachnachrichten von Fremden erhält, ein Roboter, der auch von irgendwo aus gesteuert werden kann oder das prominente Beispiel „Cayla“: Diese Puppe wurde in Deutschland als „verbotene Abhöranlage“ überhaupt vom Markt verbannt. Ja, wenn du eine solche Puppe zuhause hast, müsstest du sie sogar zerstören – Kopf ab!

Smarte Uhren verfügen oft über Sicherheitslücken

Ebenfalls in die Kategorie Kinder-Spionage fallen smarte Uhren. Eltern möchten ihren Kindern vermeintlich etwas Gutes tun und über deren Standort etc. informiert sein. Wenn diese Uhren aber eine Abhörfunktion haben, wird es kritisch. In Deutschland sind sie deshalb auch verboten. Tests haben gezeigt, dass die eingebauten Tracker oft über Sicherheitslücken verfügen und das Sicherheitsgefühl trügerisch ist. Wenn Mama oder Papa ein SMS schicken oder anrufen, kann es sein, dass dies in Wirklichkeit Kontaktaufnahmen durch Fremde sind … Und natürlich spielt der Datenschutz eine Rolle, weil die Uhren alles Mögliche über das Kind aufzeichnen und sehr oft manipulierbar sind.

Mozilla plant weltweites Gütesiegel für vernetzte Produkte

Das klingt alles recht schauerlich – und ist es auch. Eine Firma, die jetzt gegen derartige Kinderzimmer-Spionage vorgehen möchte, ist Mozilla. Der Browser-Anbieter, der auch sehr aktiv im Verbraucherschutz ist, plant die Einführung eines weltweiten Gütesiegels für vernetzte Produkte, das im Herbst offiziell vorgestellt werden soll. Erste Erfolge erzielte Mozilla bereits bei CloudPets, dank ihres Engagements kann das „Horror-Einhorn“ bei Amazon und einigen US-Supermärkten nicht mehr erworben werden. Schließlich hat das Unternehmen selbst ja absolut nichts gegen die Sicherheitslücken unternommen, mittlerweile ist es auch nicht mehr aktiv tätig. „Mozilla ist sehr interessiert daran, dass Konsumenten über die Produkte Bescheid wissen, die sie ihren Kindern kaufen und dass manche davon grobe Sicherheitslücken haben“, so Ashley Boyd, Mozilla-Vizepräsidentin im Online-Magazin futurezone. Mozilla kündigt auch an, weitere vernetzt Spielzeuge zu prüfen, wenn die Hersteller zu bequem dafür sind. Leider gibt es noch viele weitere Kandidaten …

Wenn du deinen Kindern das nächste Mal ein Spielzeug kaufst, denke an diese erschreckenden Berichte. Am allerbesten verbannst du vernetzte Spielgeräte überhaupt aus dem Kinderzimmer. Immerhin waren auch wir in unserer Kindheit mit „ganz normalen“ Stofftieren und unserer Fantasie durchaus glücklich, oder?

Quelle: futurezone


Erstellt am: 10. August 2018

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