Forschungsergebnis zum Datentracking: Werbeblocker schützen deine Privatsphäre kaum

Du denkst, mit einem Adblocker schützt du deine Daten? Weit gefehlt, wie eine Studie zweier Forscher einer Bostoner Universität zeigt. Anhand von Simulationen haben die beiden versucht, die undurchsichtigen Datenströme der Online-Werbeindustrie nachzuvollziehen und sich dabei auch die Effizienz von Werbeblockern angeschaut. Wenn es um Konzerne wie Google geht, haben Tools wie Adblock Plus & Co wenig Handhabe und schützen deine Privatsphäre kaum. Die Big Player wissen trotzdem, was du im Internet so treibst.

Muhammad Ahmad Bashir und sein Forscherkollege von der Northeastern University in Boston haben sich im Rahmen einer Studie das Dickicht der Online-Werbung vorgenommen. Dieses hat sich so diffus entwickelt, dass man als Normalsterblicher kaum mehr durchblicken, geschweige denn irgendwelche Datenflüsse nachvollziehen kann. Unter anderem haben sich die Forscher auch auf die Spur von Werbeblockern begeben und dabei die Erkenntnis gewonnen, dass du – welchen Blocker du dir auch immer ausgesucht hast – bei 40 bis 80 % deiner Webseite-Besuche getrackt wirst. Zumindest von den Big Playern der Industrie wie Google. Immerhin etwas besser als andere hat Disconnect abgeschnitten, dieser Blocker unterstützt deine Privatsphäre zumindest etwas. Die Browser-Erweiterung AdBlock Plus hingegen kannst du dir sparen – Null Effekt.

Eigenes Netzwerk für Simulation aufgebaut

Die Forscher haben für ihre Studie ein eigenes Netzwerk geschaffen und sämtliche Darsteller wie Werbetreibende, Medien … (in Form von Knoten, insgesamt 1.917) verbunden, sowie die Datenflüsse (durch Kanten dargestellt, insgesamt 26.099) zwischen den Knoten festgehalten. Ein Webcrawler rief automatisch Produkte auf Amazon & Co auf, daraufhin schauten sich die beiden an, ob es bei CNN oder ähnlichen großen Medien Re-Targeting-Anzeigen für die vom Webcrawler aufgerufenen Produkte gab. Eine geniale Idee, oder? Jetzt rate mal, wie viele Werbeanzeigen auf diesem Weg geschalten wurden? Es waren an die 2 Millionen!

Die ganzen Datenströme, die im simulierten Netzwerk entstanden sind, wurden daraufhin einer genauen Prüfung unterzogen – quasi nach dem Motto, wer mit wem und was. 99 % der Top-Player in der Online-Werbeindustrie sind im kreierten Netzwerk enthalten, sie stehen größtenteils in sehr enger Verbindung miteinander und es existieren auch viele Ansammlungen, also sehr dichte Bereiche, im Netzwerk. Das bedeutet nichts anderes, als dass auch die getrackten Nutzerdaten zwischen den einzelnen Akteuren sehr schnell hin- und herfließen …

PageRank-Algorithmus zeigt Spitzenreiter an

Jene Akteure, aka Knoten, die besonders viele Verbindungen mit Kanten, also Datenflüssen haben, sind bekannte Netzwerke und Werbebörsen sowie Tracker, welche die Szene heutzutage bestimmen und Zugriff auf besonders viele Nutzerdaten haben, weil sie im Netzwerk sehr viel weiterleiten. Ein weiteres Bewertungskriterium, das die beiden Forscher verwendet haben, war der PageRank-Algorithmus. Dieser zeigte an, wie relevant die Akteure sind, mit wie vielen wichtigen anderen Akteure sie verbunden sind. Können sie mit einer großen Anzahl von „Connections“ aufwarten, haben sie einen hohen PageRank und erhalten überdurchschnittlich viele User-Daten. Dazu zählen beispielsweise – war klar – Facebook und Spitzenreiter Google, der im Netzwerk omnipräsent und mega-vernetzt ist.

Den Big Playern kommt keiner aus

Genau solchen richtig großen Playern kommst du online nicht aus: Die Forscher führten Simulationen mit Adblockern und ohne aus. Im Testfall ohne Blocking konnten die großen Werbefirmen so gut wie alle Webseiten sehen, welche im Internet aufgerufen werden (89-99 % der Ad-Impressions kamen bei den Unternehmen an). Wurde die selbe Simulation mit Adblock Plus durchgeführt, blieben die Ergebnisse fast identisch – also keine Wirkung des Blockers vorhanden! Eher überzeugen konnten Ghostery und Disconnect, hier gab es „nur“ bei 40-80 % der Fälle keinen Schutz. Auf Nachfrage von netzpolitik.org bei den Machern von Adblock Plus gaben diese an, dass es jetzt eine Zusatzoption gibt, welche eine weitaus höhere Effizienz beim Blocken sicherstellen soll. Diese wird angeblich auch noch vom Forscher-Team simuliert werden.

Tipp: Java Script komplett deaktivieren

Natürlich handelt es sich hier um eine Studie. Allerdings um eine, welche die echte Online-Werbewelt sehr realitätsgetreu nachstellt und auch sichthaltige Simulationsergebnisse aufzuweisen hat. Leider zeigt uns dieses tolle Stück Forschung, dass Adblocker uns nur wenig schützen, keinesfalls bieten sie einen umfassenden Schutz. Denn die Onlinewerbewelt ist sensationell gut vernetzt, unsere Daten fließen munter hin und her, auch, wenn wir Adblocker nutzen – zumindest ist dies bei den Big Playern möglich. Die Forscher geben Usern last but not least den Tipp, Tools wie EasyPrivacy oder EasyList zu verwenden oder Java Script völlig auszuschalten (wodurch man natürlich wiederum Funktionalitäts-Einbußen in Kauf nehmen muss). Wirklich helfen würde ein entsprechendes Gesetz wie die ePrivacy-Verordnung, die Online-Tracking nur mehr mit expliziter Zustimmung der User erlauben soll. Deren tatsächliche Umsetzung steht allerdings leider in den Sternen – wer weiß, ob die Verordnung überhaupt jemals kommt …

Quelle: netzpolitik.or


Erstellt am: 1. September 2018

Artikel aus der gleichen Kategorie:

 
Legal Disclaimer VPNTESTER

Schreibe einen Kommentar