Amazon stärkt US-Überwachungsstaat: Gesichtserkennungssoftware soll auch an Grenzpolizei verkauft werden

Die Flüchtlingspolitik von US-Präsident Donald Trump ist in aller Munde. Und in allen Medien. Jetzt bringt sich auch noch Amazon in die Debatte ein: Der Konzern möchte seine äußerst kritisierte Gesichtserkennungssoftware an die gefürchtete Grenzbehörde ICE in den USA verkaufen.

„Rekognition“ birgt hohes Fehlerpotenzial

„Rekognition“ von Amazon hat bereits mehrfach für heftige Debatten gesorgt. Die Gesichtserkennungssoftware wird momentan an Strafverfolgungsbehörden zur Identifizierung von Verdächtigen verkauft. Sie birgt laut Kritikern allerdings ein sehr hohes Fehlerpotenzial. Amazon behauptet zwar, Millionen von Gesichtern identifizieren zu können, aber mit Aussetzern. Dies hat unlängst auch ein Test von Bürgerrechtlern ergeben. Dabei wurden einige amerikanische Kongressabgeordnete von Rekognition fälschlicherweise als Kriminelle kategorisiert.

Amazon Rekognition
Amazon Rekognition

Nichtsdestotrotz erfreut sich die recht günstige Software größter Beliebtheit bei der Polizei. Sie sieht für die „Verbrecherjagd“ große Unterstützung darin. Jetzt möchte Amazon quasi die Zielgruppe erweitern und sein System auch an die ICE verkaufen. Die US-Grenzbehörde soll damit Einwanderer identifizieren.

Amazon-Mitarbeiter wehren sich

Dieses neues Einsatzgebiet stößt sogar intern bei Amazon auf Kritik. Viele Mitarbeiter wehren sich dagegen. Immerhin geht es dabei um die extreme Einwanderungspolitik gegen illegale Migration von Donald Trump, die ohne Gewissensbisse auch Kinder von Familien trennt. Es ist die Rede von 3.000 Kindern, die von dieser strikten Vorgehensweise des ICE betroffen sind.

 

Jene Mitarbeiter, die gegen den Verkauf der Software an ICE sind, haben einen offenen Brief an Jeff Bezos geschrieben. So ein Blogpost eines anonymen Mitarbeiters, der als Grund u. a. Bedenken bzgl. der gesellschaftlichen Folgen angibt. Generell empfinden die Mitarbeiter den Verkauf von Rekognition in Anbetracht der aktuellen politischen Lage als besonders heikel: „Die Trump-Regierung setzt ihren breiten Angriff auf EinwanderInnen fort. Zu diesen aufgeladenen Überwachungsmaßnahmen wollen wir nichts beitragen. Wenn Amazon sagt, dass wir von unseren ‚Rekognition‘-KundInnen verlangen, dass sie sich an das Gesetz halten, ist das in keinster Weise eine Garantie für Bürgerrechte.“ Momentan sollen 450 Unterschriften auf dem Brief sein.

Amazon-Chef Jeff Bezon kümmert Kritik wenig

Derzeit ist noch kein Vertrag zwischen ICE und Amazon unterschrieben. Gespräche finden aber schon seit Sommer statt. Dass die Einwände der Kritiker Jeff Bezon umstimmen, ist aber sicher eher fraglich. Der Amazon-Chef weiß nach eigenen Angaben zwar Bescheid, wie seine Mitarbeiter das Ganze sehen. Er hat die Bedenken aber kurz und knapp abgekanzelt: „Einer der Aufgaben der Firmenführung ist es, die richtigen Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie unpopulär sind.“

Quelle: netzpolitik.org


Erstellt am: 2. November 2018

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